In der International Review of Research in Open and Distance Learning (IRRODL)  haben Neus Capdeferro und Margarida Romero eine Studie vorgestellt, die sich der Frage widmet, durch „welche Faktoren Lernende in kooperativen Szenarien frustriert“ werden. Abgesehen davon, dass ich es ja immer mutig und fruchtbar finde, wenn sich auch die Forschung dezidiert negativen Erfahrungen und Phänomenen widmet, können die Ergebnisse m.E. bedenkenswerte Impulse liefern. Spitzenreiter in den Antworten ist die „Commitment imbalance“, was ich in diesem Kontext frei mit „ungleich verteiltem Einsatz“ bzw. „Beteiligung“ im weiteren Sinne, übersetzen würde. Das Ergebnis mag nicht überraschen, deckt es sich doch mit einer Reihe meiner alltagsweltlichen E-Teaching Erfahrungen – der eigenen wie den zugetragenen. 

Die Autorinnen schlussfolgern aus ihrer Untersuchung u.a. die Empfehlung, dass die Anforderungen,
Erwartungen und Methoden des selbstorganisierten, kooperativen Arbeitens zu Beginn eines Kurses klar(er) kommuniziert werden müssen. Das hier ein weiterer Widerspruch verborgen sein kann, könnte aus dem Teilergebnis gefolgert werden, dass ein „Mangel an Unterstützung und Orientierung“ durch die DozentInnen von den Befragten nur zu einem geringen Teil bemängelt wird.
Eine weitere Schlussfolgerung liegt für mich darin, dass jenes, in den Communities of Practice als „normal“ empfundene, „Lurker-Phänomen“ in zielorientierten Settings ein Hemmschuh sein kann. 

Eine weitere Frage, die sich aus meiner Sicht daran anschließt ist – und eventuell bewege ich mich damit auf eine pädagogische No-Go-Area zu – ob die, wahrscheinlich kaum appelativ und kommunikativ zu veränderende Bereitschaft (und in den meisten Fällen wohl auch „Möglichkeit“) der aktiveren Teilnahme an kooperativen Settings nicht in der Organisation der Arbeit berücksichtigt werden sollte / kann / darf? Müssen wirklich alle Teilnehmenden unter den gleichen Anforderungen in der Veranstaltung arbeiten, wenn doch klar sein dürfte, dass (wenn man sich auf die Studie bezieht) ca. drei Viertel sich so einbringen, dass das verbliebende Viertel darunter leidet? Kann auch hier eine „Binnendifferenzierung“ gedacht werden, die – natürlich unter transparenten und fairen Bedingungen – eine unterschiedlich intensive Mitarbeit ermöglicht, ohne das Lehrende und Studierende dadurch frustriert werden? Bietet E-Learning evtl. nicht nur Möglichkeiten für unterschiedliche kognitive Lerntypen, sondern auch für unterschiedliche „Arbeitsstile“? Ich werde diesen Gedanken jedenfalls weiter verfolgen und insbesondere bei der Frage nach der Online-Unterstützung in den berühmten „großen“ Veranstaltungen gezielt mit Lehrenden aufgreifen und in die Diskussion einbringen.

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