New York verbietet ChatGPT | Gabi Reinmann ist besorgt und sieht Chancen wg. ChatGPT | Kein Ende des akademischen Schreibens trotz ChatGPT | praktischer Umgang mit ChatGPT in der Lehre | Anfrage von MdL ChatGPT an den Brandenburger Landtag | werden wir auch anders Lesen?

Meine letzten Wochen waren stark vom ChatGPT-Hype geprägt. Von der Diskussion ist allerdings nicht sehr viel Neues  zu berichten. Echte „Gegner*innen“ gibt es immer noch wenige, eher beruhigende und besorgte Stimmen und vor allem viel Ausprobieren. 

Da ist zum einen die New Yorker Schulbehörde, die sich nicht entblödet hat, ChatGPT in ihrem Schulnetz und den öffentlichen Geräten zu sperren. Wahrscheinlich führt das dazu das jetzt die Lehrer*innen ausgesperrt sind und die Schüler*innen das weiterhin benutzen. Immerhin: „Individual schools can still request access to the site if they’re planning to study the technology behind the chatbot, a department spokesperson said.“

„Tatsächlich ziemlich besorgt“ ist Gabi Reinmann, dass mit den Sprachassistenten ein Wettrüsten zwischen Kontrollmechanismen und Umgehungsstrategien befeuert wird, sieht aber auch die Chance, „ein paar Entwicklungen kritisch zu hinterfragen und umzugestalten. […] Wir sollten uns, so meine Folgerung, wieder mehr mit Originalität und mit den eigentlichen Inhalten auseinandersetzen, und dafür wären die Unmenge angehäufter Prüf-, Kontroll- und Evaluationsverfahren drastisch (!) zurückfahren.“

Gleichzeitig werden auch zunehmend Schwächen im Sprachmodell sichtbar. Neben dem jetzt schon öfters festgestellten hölzernem und langweiligen Stil sowie sachlichen Fehlern (etwa in generierten Programmcodes), wird vom Sentient Syllabus Project berichtet, dass vor allem Zitationen teils erfunden, teils kontextfremd und insgesamt höchst unzuverlässig sind. Hier scheint menschliche Mühe nach wie vor gefragt: „If we are concerned – as educators – that a contribution might be inappropriately synthesized, we can simply require robust and precise attribution, with page numbers and links to the article. […] It turns out that such attribution may be more difficult, not less difficult to obtain than if an actual source would have been consulted instead of the AI.“ Deswegen kommt auch Martin Rademacher zum Schluss, ChatGPT bedeute nicht „das Ende des akademischen Schreibens“.

Praktisch auseinandergesetzt hat sich unter anderem Ryan Watkins mit einer Reihe von (zum Teil recht allgemeinen) Tipps und Hinweisen, wie der Textassistent in der Lehre berücksichtigt werden kann, u.a. empfiehlt er „Dual Assignments“ in denen Aufgaben in zwei Versionen gestellt werden, eine, die mit Hilfe von ChatGPT gelöst und eine, die ohne gelöst werden soll. Christian Spannagel hat schon mal ein kleines Regelwerk für die Nutzung (nicht nur) des Bots in seinen Lehrveranstaltungen erstellt (CC-BY-SA), in dem er auch einen Bogen zur „Distributed Cognition“-Theorie schlägt.

In die Kategorie „Ausprobiert“ gehört dann auch die die erste AI-generierte Anfrage des MdL Erik Stohn (SPD) an den Brandenburger Landtag. Da generiert der Chatbot auch gleich die Frage mit hinein, wie die Landesregierung gedenkt, „die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Technologieunternehmen [zu] erleichtern, um sicherzustellen, dass die Hochschulen Zugang zu den neuesten technologischen Fortschritten im Bereich der Textproduktion haben?“ OpenAI freut sich sicher über einen Anruf von der Brandenburger Landesregierung.


Auch ganz praktisch habe ich für mich außerdem ein Phänomen festgestellt, dass bisher noch wenig besprochen wurde: Wie verändern die Textassistenten unser LESEN? Ich für meinen Teil lese noch aufmerksamer und  kritischer. Wenn die AI auch dazu führt, dass Begriffshuberei, Buzzword-Dropping und hohle Phrasen weniger Akzeptanz finden, wäre doch auch etwas gewonnen?  


Und schließlich noch der Hinweis, dass diejenigen, die mehr in das Thema einsteigen wollen, auf dem Discord-Server von Artur Kosch zum Thema höchst willkommen sind. Dort existiert auch auch ein #education-Channel.


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